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Ein Bad unter der Krämerbrücke in Erfurt

Erfurt erleben: Geschichte, Genuss und große Gefühle

Erfurt. Mittelalter trifft Moderne, Geschichte auf Genuss: Erfurt begeistert mit verwinkelten Gassen, eindrucksvoller Domkulisse, jüdischem Kulturerbe und liebevoll restaurierter Altstadt. Zwischen Krämerbrücke, Petersberg und der besten Bratwurst Thüringens entfaltet sich ein einzigartiges Stadterlebnis.

Ein Bad unter der Krämerbrücke in Erfurt
Ein Bad unter der Krämerbrücke in Erfurt

Wer Erfurt besucht, tritt ein in ein faszinierendes Geschichtsbuch mit Kopfsteinpflaster. Thüringens Landeshauptstadt ist keine Metropole im klassischen Sinn, doch gerade das macht ihren Charme aus: Die Stadt ist kompakt genug, um sie zu erlaufen, und groß genug, um sich immer wieder zu verlieren. Zwischen mittelalterlichem Glanz, preußischer Disziplin, DDR-Romantik und modernen Kulturhighlights entfaltet sich ein Panorama, das Erfurt zu einem der unterschätztesten Reiseziele Deutschlands macht.

Historische Kulisse mit vielen Kapiteln

Erfurts Geschichte ist reich und widersprüchlich. Bereits im 8. Jahrhundert als „Erphesfurt“ erstmals urkundlich erwähnt, profitierte die Stadt früh von ihrer Lage am Kreuzungspunkt wichtiger Handelsrouten. Lange war sie Teil des Mainzer Erzbistums, was ihr den Beinamen „Mainz des Ostens“ einbrachte. Hier wurde nicht nur Geld verdient, sondern auch Geschichte geschrieben.

1802 fiel Erfurt an Preußen, nur um drei Jahre später unter Napoleon zur domaine impériale française zu werden. Der Franzosenkaiser selbst residierte 1808 im Erfurter Hof und traf sich hier mit Zar Alexander I., um das europäische Machtgefüge neu zu ordnen. Nach dem Wiener Kongress wurde Erfurt wieder preußisch – und blieb es bis zur Gründung der DDR. In der DDR war Erfurt eine Bezirksstadt mit sozialistischem Antlitz. Die Altstadt wurde stiefmütterlich behandelt, doch genau das rettete viele historische Bauten vor radikalen Eingriffen. Heute ist die Stadt ein Spiegel ihrer Epochen: romanische Kirchen, barocke Stadtpalais, Plattenbauten und liebevoll restaurierte Fachwerkhäuser.

Kultur und Kopfsteinpflaster: Ein Stadtrundgang

Die Altstadt ist ein Juwel. Beginnen sollte man am besten mit der Krämerbrücke – einem Wahrzeichen, das sich wie ein lebendiges Diorama aus Fachwerk, Töpferkunst, Cafés und Touristenmassen präsentiert. Ja, es ist voll. Aber ja: Es lohnt sich trotzdem. Wer früh am Morgen kommt, spürt hier eine stille Magie. Unweit davon erhebt sich das beeindruckende Ensemble von Dom St. Marien und Severikirche auf einem Hügel über dem Domplatz. Das gotisch-barocke Zwillingspaar dominiert nicht nur das Stadtbild, sondern auch das kulturelle Leben. Leider war der Platz bei unserem Besuch teilweise gesperrt: Die Bühne für die Premiere von Puccinis La Bohème am 08. August 2025 wurde aufgebaut. Es ist der Preis für eine Stadt, die Kultur lebt.

Ein besonderer Tipp ist das Stadtmuseum „Haus zum Stockfisch“. https://shorturl.at/Kv2O8 Die liebevoll kuratierte Dauerausstellung bietet Einblick in Erfurts Entwicklung von der Handelsmetropole bis zur Moderne. Besonders spannend: die aktuelle Sonderausstellung *“Das vergessene Parlament. 175 Jahre Erfurter Unionsparlament 1850″ *https://shorturl.at/CdxOY. Hier spürt man den Hauch einer verpassten Revolution, als deutsche Einheit und Verfassung zum Greifen nah schienen.

Unweit davon erhebt sich der malerische Petersberg, auf dem die beeindruckende Zitadelle Petersberg thront https://www.petersberg-erfurt.de/. Ein Spaziergang hinauf lohnt sich gleich mehrfach: Nicht nur wegen der gut erhaltenen Festungsanlagen, sondern vor allem wegen der wechselnden Ausstellungen (regional historisch bis zeitgenössisch), die in den liebevoll sanierten Räumen gezeigt werden. Und der Ausblick über Erfurts rote Dächer, Domkuppel und grüne Geraauen ist schlicht atemberaubend – ideal für eine kurze Verschnaufpause mit einem Panoramablick, der im Herzen haften bleibt.

Nur wenige Gehminuten entfernt liegt die Alte Synagoge, eines der ältesten erhaltenen jüdischen Gotteshäuser Europas. Der dort ausgestellte Erfurter Schatz – ein spektakulärer Fund mittelalterlicher Gold- und Silberarbeiten – ist ein Gänsehautmoment selbst für abgebrühte Museumsgänger https://shorturl.at/NGYil. Die Mitarbeiter sind sehr zuvorkommend und beraten auch noch kurz vor Feierabend mit freundlicher Fachkenntnis.

Persönliche Eindrücke: Kultur, Kirchen und Klöße

Erfurt lässt sich am besten zu Fuß erkunden. In wenigen Minuten ist man in der Altstadt, wo uns schon gleich ein Hauch von Thüringer Küche in die Nase stieg: In einem kleinen Restaurant in der Michaelisstraße bestellten wir frisch zubereitete Thüringer Spezialitäten, die tatsächlich in Thüringen schwer zu bekommen sind. Das Personal war von ausgesuchter Freundlichkeit und servierte Roulade und Sauerbraten – natürlich mit Klößen https://feuerkugel-erfurt.de/.

Reiseplanung leicht gemacht

Anreise: Erfurt ist hervorragend angebunden. Mit dem ICE gelangt man direkt von Berlin, Frankfurt am Main, Dresden oder München. Auch Autofahrer erreichen die Stadt bequem über die A4 oder A71. Unterkunft: Von charmanten Boutique-Hotels wie dem „Hotel Am Kaisersaal“ über zentrale Ferienwohnungen bis zum hippen „Prizeotel“ ist für jedes Budget etwas dabei. Wer gern mit Geschichte schläft, findet in ehemaligen Patrizierhäusern besonders atmosphärische Quartiere. Transport vor Ort: Die Altstadt ist ein Paradies für Fußgänger. Wer dennoch fahren möchte: Die Erfurter Straßenbahn ist nicht nur nostalgisch, sondern auch effizient. Fahrradverleihstationen gibt es ebenfalls.

Erfurt ist keine Stadt der Superlative, sondern der leisen Begeisterung. Wer aufmerksam geht, sieht mehr: Ein versteckter Innenhof, ein Graffiti mit Goethe-Zitat, ein Laden mit 100 Sorten Senf. Geschichte begegnet einem nicht in großen Monumenten, sondern im Detail. Und vielleicht ist es genau das, was Erfurt so besonders macht: Eine Stadt, die nicht schreit, sondern flüstert. Und wer ihr zuhört, wird reich beschenkt. Hinweis: Die Premiere der Domstufen-Festspiele (La Bohème) findet am 08.08.2025 statt. Karten gibt es unter www.domstufen-festspiele.de. Schnell sein lohnt sich!