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Schloss Broock mit Lilo

Zwischen Vergangenheit und Vision: Das Wunder von Broock

Schloss Broock mit Lilo
Schloss Broock mit Lilo

Von einem Ort der Macht zum Ort der Möglichkeiten

Schloss Broock, einst prunkvolles Gutshaus, steht heute zwischen Ruine und Renaissance. Es wird mit großer Kraft und Geduld zu neuem Leben erweckt. Die Geschichte reicht tief zurück und verweist auf europäische Adelsnetzwerke. Sie erzählt vom Umgang mit Denkmalen in Ostdeutschland.

Wer heute das mecklenburgisch-vorpommersche Schloss Broock betritt, betritt keinen Ort der bloßen Vergangenheit, sondern einen Ort im Übergang: zwischen Ruine und Renaissance, zwischen Abbruchkante und Aufbruchsstimmung. Was jahrzehntelang verfiel, wird nun mit großer Kraft, Geduld und historischer Verantwortung zu neuem Leben erweckt. Die Geschichte dieses einst prunkvollen Gutshauses reicht tief zurück in die Territorialgeschichte Nordostdeutschlands, verweist auf europäische Adelsnetzwerke und erzählt gleichzeitig vom Umgang mit deutschen Denkmalen.

Ein Haus wie ein Monument: Die barocken Anfänge

Die Ursprünge des Gutes Broock reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück. Die strategisch bedeutsame Lage an der Tollense begünstigte die Anlage einer mittelalterlichen Niederungsburg. Erst im 18. Jahrhundert, genauer zwischen 1770 und 1777, entstand unter dem Stettiner Getreidehändler und Bankier Christian von Linden das heute sichtbare barocke Schloss. Was dort errichtet wurde, übertraf das üblicherweise maßvolle Gutshausformat Vorpommerns bei Weitem: 830 Quadratmeter Nutzfläche pro Etage, zwei Herrschaftsgeschosse, ein repräsentativer Festsaal – ein Bau, der Reichtum und Geltungsanspruch offen zur Schau stellte.

Seckendorff, Stüler und das Gestüt: Blütezeit im 19. Jahrhundert

Hans Freiherr von Seckendorff
Hans Freiherr von Seckendorff

Im 19. Jahrhundert erlebte Schloss Broock seine kulturelle und wirtschaftliche Hochphase. Durch Heirat kam es an die Familie von Seckendorff, die nicht nur das größte private Gestüt Vorpommerns etablierte, sondern das Schloss auch umfassend umbauen ließ. Kein Geringerer als Friedrich August Stüler, preußischer Hofbaumeister und Schöpfer bedeutender Bauten wie der Neuen Synagoge in Berlin oder des Schweriner Schlosses, verlieh Broock seinen heute prägenden romantischen Charakter. Zugleich wurde der Park unter Mitwirkung Peter Joseph Lennés zu einem der bedeutendsten Landschaftsgärten der Region gestaltet. Schloss Broock wurde damit nicht nur ein Zentrum landwirtschaftlicher Eliten, sondern auch ein gesellschaftlich vernetzter Ort europäischer Präsenz.

Der Abstieg: Leerstand und systematischer Verfall

Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs beginnt ein anderes Kapitel: Broock wird im Zuge der Bodenreform 1945 enteignet. Zunächst werden Geflüchtete untergebracht, später folgen Schule, Konsum, Gemeindebüros. Doch mit dem Ende der DDR verschärft sich der Verfall rapide. Ab 1974 verkauft, ungenutzt, ungeschützt: Das Schloss wird zum „Lost Place“. Fenster, Türen, Dachbleche und Parkett verschwinden. Der echte Hausschwamm zieht ein. Von Denkmalpflege keine Spur. Erst in den 1990er Jahren wird das Ausmaß der Zerstörung deutlich. Mehrere Eigentümer scheitern an der Sanierung.

Ein Mann kommt und bleibt: Christian Schmidt und die Rettung

Was die Geschichte von Schloss Broock einzigartig macht, ist das Wirken eines Einzelnen: Christian Schmidt. Bereits vor dem Erwerb durch die heutigen Eigentümer Monika und Stefan Klinkenberg engagiert sich Schmidt privat für die Ruine. Als Projektleiter ist er heute das Gedächtnis, der Motor und die Stimme des Wiederaufbaus. Mit Akribie trägt er historisches Wissen zusammen, wehrt sich gegen Abrissanträge, organisiert die Notsicherung und entwickelt ein tragfähiges Nutzungskonzept.

Zukunft mit Geschichte: Kultur, Kongresse, Kontinuität

Seit 2017 schreitet die Restaurierung unter enormen finanziellen und logistischen Anstrengungen voran. Die Vision: ein ganzjährig bespielbarer Ort für Kultur, Tagungen und Gastlichkeit mit bis zu 300 Betten. Eine Besonderheit: Der Großteil der Arbeiten wird von regionalen Betrieben ausgeführt, die Fenster etwa stammen aus der Uckermark. Das historische Dach wird mit modernen Ziegeln im alten Format rekonstruiert, verlorene Bauteile werden dokumentiert und behutsam ersetzt. Doch der Weg bleibt steinig: gestiegene Baupreise, Fachkräftemangel, auslaufende Förderungen.

Broock als Spiegel deutscher Geschichte

Schloss Broock ist mehr als ein Bauwerk. Es ist ein Spiegel deutscher Geschichte im Kleinen: Feudalherrschaft, Aufstieg bürgerlicher Eliten, Krieg, DDR, Nachwendechaos und nun eine vorsichtige Renaissance. Wer Broock besucht, sieht nicht nur Mauern, sondern liest Spuren: vom Glanz und vom Bruch, von Verlust und Hoffnung. Und wer Christian Schmidt zuhört, begreift: Geschichte ist nie vergangen. Sie lebt, wenn man ihr Raum gibt – und Menschen, die an sie glauben.

Wer mehr erfahren möchte, sollte regelmäßig die Website www.schlossgut-broock.de besuchen oder den Newsletter abonnieren. Dort finden sich aktuelle Informationen zu Führungen, Veranstaltungen und kulturellen Highlights, die Schloss Broock in beeindruckender Weise mit Leben füllen.