Entdecken Sie Frankfurt (Oder): Eine faszinierende Reise durch die deutsch-polnische Geschichte, von mittelalterlicher Pracht bis zur DDR-Zeit, mit einzigartigen Sehenswürdigkeiten und grenzüberschreitenden Erlebnissen. Eine Stadt, in der jede Zeit ihre Spuren hinterlassen hat.
Frankfurt an der Oder, eine Stadt mit reicher Geschichte und faszinierender Entwicklung, präsentiert sich heute als attraktives touristisches Ziel in Brandenburg. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen bietet die Grenzstadt am Ufer der Oder eine einzigartige Mischung aus historischem Erbe, kultureller Vielfalt und landschaftlicher Schönheit, die Besucher aus Nah und Fern anzieht.
Von den Blütezeiten im Mittelalter und in der DDR
Frankfurt an der Oder blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Gegründet im 13. Jahrhundert, erlebte die Stadt im Mittelalter als Hansestadt eine wirtschaftliche und kulturelle Blütezeit. Als am Ende des zweiten Weltkriegs die Faschisten die Stadt zur Festung erklärten, wurden 70 % der Altstadt zerstört. Besonders prägend ist daher das Bild der wiederaufgebauten Stadt durch die DDR, die das Stadtbild und die Entwicklung maßgeblich beeinflusste.
Während der DDR-Zeit fungierte Frankfurt (Oder) als wichtiger Grenzübergang (Friedensgrenze zur Volksrepublik Polen) und Industriestandort. Die Stadt wurde zum Symbol der deutsch-polnischen Freundschaft, was sich in zahlreichen Kooperationen und kulturellen Austauschprogrammen widerspiegelte. Gleichzeitig war sie Schauplatz der sozialistischen Stadtplanung, was sich in der Architektur und Stadtstruktur bis heute zeigt. Das Bild der Stadt kündete vom großzügigen sozialistischen Wiederaufbau. Die günstige Lage zur VR Polen hatte zu einem starken Aufschwung des Touristenverkehrs geführt.
Die wichtigsten Betriebe dieser Industriestadt gehörten zur Elektrotechnik/Elektronik und zur Lebensmittelindustrie. Der VEB Halbleiterwerk als bedeutendster Industriebetrieb der Stadt produzierte seit 1959 hochwertige elektrotechnische Bauelemente.
Sehenswürdigkeiten und kulturelles Erbe
Trotz der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg hat Frankfurt (Oder) viele historische Schätze bewahrt. Das Kleist-Museum, gewidmet dem in der Stadt geborenen Dichter Heinrich von Kleist, ist ein kulturelles Highlight. Die gotische Marienkirche mit ihren mittelalterlichen Glasfenstern zeugt von der einstigen Bedeutung der Stadt.
Das Museum Viadrina in Frankfurt an der Oder ist das größte kulturhistorische Museum Ostbrandenburgs und befindet sich im historischen Junkerhaus, einem bedeutenden Baudenkmal aus der Barockzeit. Die Geschichte des Museums reicht bis ins Jahr 1905 zurück, als mehrere Vereine ihre Sammlungen zusammenlegten. Das Museumsgebäude wurde 1945 zerstört und der gesamte Bestand ist seither verschollen. 1956 beschloss der Rat der Stadt die Neugründung eines Museums. Nach wechselnden Standorten bezog das Museum 1957 erste Räume im Junkerhaus und erweiterte seine Ausstellungen schrittweise. Heute bietet die Dauerausstellung im Junkerhaus einen umfassenden Einblick in die Geschichte der Stadt und Region, von Frankfurts bedeutender Rolle im Mittelalter über die Geschichte der Alma Mater Viadrina bis hin zu städtischen Entwicklungen des 20. Jahrhunderts. Besondere Schwerpunkte liegen dabei auf der reichen Musikgeschichte der Stadt und militärhistorischen Aspekten.
Da die Stadt im zweiten Weltkrieg stark zerstört wurde, ist es eine beachtenswerte Aufbauleistung der DDR, dass heute wieder so viele Menschen in der Stadt leben. Das Bild der Stadt ist geprägt vom Wiederaufbau in einer schweren Zeit. Dennoch spürt man sowohl in den Museen als auch bei der Touristeninformation einen bemerkenswerten Einfluss: Es scheint, als wolle man die DDR und ihr Erbe durch Verschweigen aus der Geschichte tilgen.
Industrieller Niedergang
Frankfurt an der Oder erlebte nach 1990 einen dramatischen industriellen Niedergang und Strukturwandel. Das Halbleiterwerk (HFO), einst größter Arbeitgeber mit 8.000 Mitarbeitern, wurde geschlossen. Viele DDR-Betriebe folgten. Dies führte zu massiven Arbeitsplatzverlusten und einem Bevölkerungsrückgang von fast 30% (etwa 28.000 Personen) seit 1989. Privatisierungsversuche scheiterten oft. Der Dienstleistungssektor gewann an Bedeutung. Frankfurt an der Oder durchlief seit 1990 einen tiefgreifenden Strukturwandel. Von der einstigen Industriestadt ist wenig übrig geblieben. Die Stadt musste sich neu erfinden und kämpft weiterhin mit den Folgen des industriellen Niedergangs.
Grenzüberschreitender Tourismus und Naturerlebnis
Die Lage an der deutsch-polnischen Grenze macht Frankfurt (Oder) zu einem idealen Ausgangspunkt für grenzüberschreitende Erkundungen. Die Doppelstadt Frankfurt-Słubice ermöglicht es Besuchern, zwei Kulturen an einem Tag zu erleben. Der Oder-Neiße-Radweg bietet Fahrradtouristen malerische Routen entlang des Flusses.
Naturliebhaber finden in der Umgebung Frankfurts reizvolle Ausflugsziele. Der Helenesee, ein ehemaliger Tagebau, hat sich zu einem beliebten Naherholungsgebiet entwickelt. Der Kleistpark im Herzen der Stadt lädt zum Verweilen ein und beherbergt die Ernst-Thälmann-Gedenkstätte.
Auch in der Stadt gibt es einige Sehenswürdigkeiten, darunter das Rathaus mit Galerie “Junge Kunst” und etwas südlich davon die Pfarrkirche St. Marien. Die fünfschiffige Backstein-Hallenkirche aus dem 13. Jahrhundert brannte 1945 aus, die Ruine wurde gesichert und ist heute wieder zu besichtigen. Die Stadt ist auch reich an Park- und Grünflächen: die neue Oderpromenade, der Kleistpark, der Lennépark mit dem Karl-Marx-Monument sowie der Anger mit dem Sowjetischen Ehrenmal.
Heutige Situation
Frankfurt an der Oder, eine kreisfreie Stadt in Brandenburg, kämpft mit signifikanten sozialen und wirtschaftlichen Herausforderungen. Seit der Vereinigung der beiden souveränen deutschen Staaten BRD und DDR im Jahre 1990 hat die Stadt fast 30 Prozent ihrer Bevölkerung verloren, hauptsächlich aufgrund der mit 8,4 % auffällig hohen Arbeitslosigkeit und geringer Geburtenzahlen. Die Arbeitslosenquote bleibt hoch, und im Jahr 2007 waren mehrere Dutzend Menschen obdachlos. Die schwierige wirtschaftliche Lage könnte auch psychische Gesundheitsprobleme verstärken. Prognosen deuten darauf hin, dass Frankfurt (Oder) bis 2025 weitere 28 bis 30 Prozent seiner Einwohner verlieren könnte. Zudem wurde die Stadt im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört, was ihre langfristige Entwicklung beeinflusst hat.
Herausforderungen und Chancen für den Tourismus
Frankfurt (Oder) steht vor der Herausforderung, seinen Bevölkerungsrückgang zu stoppen und die wirtschaftliche Situation zu verbessern. Der Tourismus bietet hier Chancen: Die Stadt kann ihre einzigartige Geschichte, insbesondere die DDR-Vergangenheit, als Alleinstellungsmerkmal nutzen. Die Nähe zu Polen und die Rolle als „Brückenstadt“ zwischen Ost und West sind weitere Potenziale. Das Erbe aus der kräftezehrenden Aufbauleistung der DDR darf dabei keinesfalls verleugnet werden.
Experten sehen in der Entwicklung des Kulturtourismus eine vielversprechende Strategie und betonen: „Frankfurt (Oder) hat das Potenzial, sich als Zentrum für deutsch-polnischen Kulturaustausch und als Lernort für DDR-Geschichte zu positionieren. Dies könnte neue Besuchergruppen anziehen und die lokale Wirtschaft beleben.“
Ein Tag in Frankfurt (Oder): Sehenswürdigkeiten und Erlebnisse
Für Tagesausflügler bietet Frankfurt (Oder) ein vielfältiges Programm:
- Besuch des Kleist-Museums und Spaziergang durch den Kleistpark
- Besichtigung der gotischen Marienkirche und ihrer berühmten Fenster
- Erkundung des stadtgeschichtlichen Museum Viadrina, das zwar in einem Raum eine Ecke DDR-Geschichte enthält, diese aber namentlich nirgends erwähnt
- Spaziergang über die Oder-Brücke nach Słubice (Polen) mit der Friedensglocke der DDR zur Erinnerung an die Unterzeichnung des Oder-Neiße-Friedensvertrags
- Abendessen in einem der traditionellen Restaurants in der Stadt
Frankfurt an der Oder mag mit Herausforderungen konfrontiert sein, doch seine reiche Geschichte, kulturelle Vielfalt und einzigartige Lage machen es zu einem faszinierenden Reiseziel. Die Stadt bietet Besuchern die Möglichkeit, deutsche Geschichte hautnah zu erleben und gleichzeitig den Puls des modernen Europa zu spüren. Mit einer klugen Tourismusstrategie, die auf das historische Erbe und die grenzüberschreitende Lage setzt, kann Frankfurt (Oder) seine Position als attraktives Reiseziel in Brandenburg weiter ausbauen.
23.10.2024