Von 1737 bis 1740 diente Schloss Rheinsberg zunächst als Residenz des Kronprinzen Friedrich, des späteren Königs Friedrich II. von Preußen (1712-1786). Zwischen 1752 und 1802 hielt sein jüngerer Bruder Prinz Heinrich (1726-1802) hier Hof. Diese Zeit wurde später in Theodor Fontanes Wanderungen durch die Mark Brandenburg (1862-1889) nostalgisch verklärt. Kurt Tucholsky schließlich machte Stadt und Schloss 1912 unter dem Titel Rheinsberg – Ein Bilderbuch für Verliebte zum Schauplatz einer Liebesgeschichte. Nach der Nutzung als Diabetikersanatorium in der DDR ist das Schloss heute ein Museum.
Das heutige Schloss Rheinsberg, das majestätisch auf dem Gelände einer ehemaligen mittelalterlichen Wasserburg thront, wurde im 16. Jahrhundert von der angesehenen Familie von Bredow erbaut, die den Besitz von der Familie von Platen übernommen hatte. Ursprünglich gehörte es zu Rheinsberg, wurde aber im Laufe der Zeit zu einem eigenständigen und beeindruckenden Schloss mit Park ausgebaut. Damit begann eine unglaublich facettenreiche und tiefgründige Geschichte, die tief in die Höhen und Tiefen des brandenburgischen Adels eintaucht. Sie ist auch fest verwurzelt in den politischen Veränderungen und Umwälzungen der vergangenen Jahrhunderte und damit weit mehr als nur ein Rokoko-Repräsentant der Prinzen Friedrich und Heinrich.
Friedrich II. als Kronprinz
Kronprinz Friedrich von Preußen übernahm 1732 das Regiment von der Goltz in Neuruppin und stimmte einer Heirat mit Prinzessin Christine von Braunschweig-Bevern zu. Sein Vater, König Friedrich Wilhelm I. von Preußen, kaufte das Anwesen als zukünftige Residenz für ihn. Das Schloss wurde erweitert und umgebaut, angefangen mit dem Klingenbergflügel, in dem der Kronprinz lebte. 1736 zogen sie in ihre neuen Räume, obwohl die Arbeiten bis 1740 fortgesetzt wurden. Der Ausbau des Nordflügels und der Kolonnade begann 1737 unter der Leitung von Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, der die Fassadengestaltung und Innenraumdekoration betonte. Die Außenarbeiten am Schloss waren 1739 abgeschlossen.
Prinz Heinrich
1744 erhielt Prinz Heinrich, Bruder des Königs, das Schloss. Nach seiner Heirat mit Prinzessin Wilhelmine von Hessen-Kassel 1752 durfte er in Rheinsberg residieren. Von 1757 bis 1767 wurden die Wohnräume im Obergeschoss des Nordflügels, unter der Leitung des Prinzenintendanten Baron von Reisewitz, erweitert und neu gestaltet. Entwürfe des Baumeisters Carl Gotthard Langhans für weitere Räume wurden zwischen 1767 und 1790 unter Intendant Carl Wilhelm Hennert ausgeführt. 1786 fügte Carl Friedrich von Boumann dem Bau zwei Eckpavillons hinzu.
Nachfolgezeit (Prinz Ferdinand)
Nach dem Tod des Prinzen Heinrich von Preußen ging das Schloss Rheinsberg in den Besitz seines jüngeren Bruders, August Ferdinand von Preußen, über. Dieser entschied sich dann, den gesamten Kunstbesitz, der sich im Schloss befand, zu versteigern. Nach seinem Tod wurde das Schloss von seinem Sohn, Prinz August von Preußen (1779-1843), übernommen. Nach dessen Tod wechselte das Anwesen schließlich in den Fideikomiss des preußischen Königshauses und wurde von der Hofkammer verwaltet. Trotz seiner Verbindung mit dem Schloss Rheinsberg ist August Ferdinand von Preußen jedoch am ehesten für den Bau des Schlosses Bellevue im Berliner Tiergarten in Erinnerung geblieben, ein weiteres bemerkenswertes Kapitel in seinem Leben und seiner Karriere.
Privatbesitz der Familie Hohenzollern
Bis zur Enteignung durch die sowjetischen Befreier 1945 befanden sich Schloss und Gutshof nach 1918 im Privatbesitz der Familie Hohenzollern. Es war der Öffentlichkeit zugänglich und machte Rheinsberg zu einem beliebten Ausflugsziel, wozu auch die Schriftsteller Theodor Fontane in seinen „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“, „Die Grafschaft Ruppin,1862“ und Kurt Tucholsky in seiner Erzählung „Rheinsberg: Ein Bilderbuch für Verliebte“ beitrugen. Zwischen 1942 und 1945 diente das Schloss als Auslagerungsstätte für zahlreiche Kunstgegenstände der Staatlichen Schlösser und Gärten, war aber weiterhin für Besucher zugänglich.
Nach 1945/DDR-Zeit
Im Jahr 1945, am Ende des Zweiten Weltkrieges, wurde das wertvolle Kunstgut des Schlosses durch die sowjetischen Trophäenbrigaden abtransportiert. Dies markierte den Beginn eines neuen Kapitels in der Geschichte des Schlosses. Schon 1946, im Zuge der Bodenreform, wurde das Schloss der Hofkammer entzogen. Es fand eine neue Verwendung als Kinderheim und Lehrlingswohnheim, womit seine Rolle in der Gemeinschaft neu definiert wurde. 1950 wurde im Schlosses das Diabetikersanatorium „Helmut Lehmann“ eingerichtet. Schließlich fasste die DDR 1985, im Rahmen der 650-Jahr-Feier von Rheinsberg, den Entschluss, das Schloss in ein Museum umzuwandeln; es sollte als Schauplatz für die Bewahrung und Präsentation von Kunst und Kultur dienen.
Heutige Nutzung
Nach dem Anschluss der Deutschen Demokratischen Republik an die BRD wurde das Schloss restauriert und in seinen ursprünglichen, musealen Zustand zurückversetzt. Heute steht es als eines der bedeutendsten Denkmäler in Brandenburg und dient als Zeugnis der komplexen und vielschichtigen deutschen Geschichte. Das Schloss und seine prächtigen Gartenanlagen gehören heute der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Es beherbergt das Kurt-Tucholsky-Literaturmuseum, das sich dem Leben und Werk dieses einflussreichen Schriftstellers widmet. Darüber hinaus ist es die Heimat der Musikakademie Rheinsberg, einem Zentrum für musikalische Ausbildung und Praxis, das sich der Förderung und Entwicklung von Musik in der Region widmet.
Der Park
Der Park von Schloss Rheinsberg, von Prinz Heinrich erweitert, beherbergt eine Vielzahl bemerkenswerter Elemente. Die Anlage umfasst Denkmäler, darunter eines für Prinz August Wilhelm von Preußen, sowie Heinrichs eigenes Grabmal. Schon 1734 wurden vier Bosketts mit Obstbäumen, Sträuchern und verschiedenen Pflanzenarten angelegt. Eine Terrasse des Schlosses schmückten Skulpturen der Elemente und des Apolls. Eine Hauptallee führt zu einem von Knobelsdorff gestalteten Gartenportal mit korinthischen Säulen und Skulpturen von Flora und Pomona. Die Gartenkunst dieser Zeit vereinte Nutz- und Zierpflanzen und integrierte die Landschaft in das Gartenbild.
Die Gartenerweiterungen in den Jahren 1752-86 brachten die Feldsteingrotte, ein Chinesisches Haus, ein Sternallee-System im Boberow-Wald und diverse Staffagen wie das Rousseau-Monument oder das Tannenhaus. Das Heckentheater, entstanden 1758, war ein hufeisenförmiger Zuschauerraum umgeben von einem bepflanzten Wall mit einem mittigen Laubengang. Ein Obelisk gegenüber dem Schloss erinnert an die Helden des Siebenjährigen Krieges. Die östlich gelegene Grabpyramide des Prinzen, zwischen 1800 und 1801 von Baurat G. W. Steinert errichtet, präsentiert sich als verputzte römische Pyramide mit einem bewegenden Nachruf des Verstorbenen in französischer Sprache auf einer Sandsteinplatte am Eingang. Es gibt zahlreiche weitere Details zu entdecken.
Kurt Tucholsky
Im Schloss befindet sich ein bemerkenswertes Literaturmuseum, das dem renommierten Schriftsteller Kurt Tucholsky (1890-1935) gewidmet ist. In diesem Museum wird das beeindruckende Leben und das außergewöhnliche Werk dieses bedeutenden Autors in angemessener Weise gewürdigt. Besucher können eine tiefe Einsicht in sein künstlerisches Schaffen und seinen Einfluss auf die Literaturwelt gewinnen. Bis Januar 2024 bietet das Museum zudem eine Sonderausstellung an, die sich intensiv und detailliert mit seinem Leben, seiner Arbeit und seinem einzigartigen literarischen Beitrag beschäftigt. Dies ist eine seltene Gelegenheit, die Tiefe und Breite von Tucholskys Arbeit zu erkunden und zu schätzen.
Schloss und Park Rheinsberg spielten eine bedeutende Rolle in der Geschichte Preußens und sind heute ein beliebtes touristisches Ziel. Hauptsächlich war das Schloss Sitz des Prinzen Heinrich, wurde danach von der Familie geräumt und nicht weiter genutzt. Die DDR richtete ein beliebtes Sanatorium zur Gesundung der Bürger ein. Viele dieser Umbauten wurden nach 1990 entfernt und das Schloss in den historischen Zustand zurückversetzt. Im Grunde ist das Gebäude nicht historisch ausgestattet und wird auch nur museal genutzt. Die Besichtigung des Schlosses ist in der kalten Jahreszeit nur mit Führung möglich. Aktuelle Informationen zu den Öffnungszeiten sind auf der Website der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zu finden.