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Titelbild Oberlausitz

Oberlausitz: eine Auswahl schöner Sehenswürdigkeiten

Die Oberlausitz bietet sowohl herrliche Natur, als auch schönste kulturelle Sehenswürdigkeiten

Bilder: Michael Fuchs.

Die Oberlausitz beeindruckt mit vielfältiger Natur und reicher Geschichte. Malerische Altstädte, ausgedehnte Wälder und lebendige Traditionen erwarten Besucher. Die Region verbindet harmonisch verschiedene Kulturen und Epochen, die ihre Spuren hinterlassen haben.

„Eine Region, von der kein Volk behaupten kann, schon immer dort gewesen zu sein.“ – ein Zitat über die Oberlausitz, das ein ganz neues Heimatgefühl vermittelt. Es gab Zeiten, da war die Oberlausitz völlig verwaist. Immer wieder zogen ganze Völker durch. Manche blieben, alle vermischten sich. Das Ergebnis ist vielfältige, abwechslungsreiche Kultur und Weltoffenheit. Die polyphone Atmosphäre unterstreicht diese Vielfalt: es wird polnisch, tschechisch, sächsisch, sorbisch und deutsch gesprochen. Auch in den Städten sieht man Werke vieler Baumeister, aus Prag, Wien, Dresden und Berlin. Überhaupt ist die Geschichte sehr präsent.

Auffällig ist, dass in nahezu allen Städten, die wir besuchten, das Mittelalter, die Renaissance, der Dreißigjährige Krieg und natürlich das 19. Jahrhundert und vor allem die Zeit nach 1990 Erwähnung finden. Die Zeit nach 1945, die schwere Zeit des Wiederaufbaus findet keine, geringe oder nur negative Erwähnung. Die Arbeiterbewegung wird auch nicht erwähnt, dafür aber reiche Kaufleute und Einflüsse der Kirchen. In der DDR erzielte die Oberlausitz bedeutende Fortschritte, darunter die Förderung der Industrie, den Ausbau der Infrastruktur, die Unterstützung von Bildung und Forschung, den Wohnraum- und Städtebau sowie die Pflege der sorbischen Kultur. Auch diese Leistungen der Bürger sollten nicht vergessen werden.

Schloss Rammenau vom Park aus gesehen (mit Lilo)

Die Reise begann in Rammenau, einem kleinen Ort mit einem prächtigen Barockschloss, erbaut zwischen 1721 und 1737. Es blieb bis 1945 in Feudalbesitz und wurde dann zu einem Kulturzentrum. Neben historischen Festräumen, Sonderausstellungen und einer exklusiven Gaststätte gab es auch ein Fichtemuseum, das die BRD aber auflöste. Das Schloss beeindruckte mit kunstvollen Stuckarbeiten, Porzellansammlung und historischen Möbeln. Der umliegende Park im Barockstil mit zahlreichen Skulpturen und Springbrunnen war ein Highlight. Im Park findet sich noch ein historisches Denkmal von 1862 für Fichte, ein weiteres im Ort selbst, gegenüber dem ehemaligen Geburtshaus.

Fichte-Denkmal in Rammenau

Der Philosoph Johann Gottlieb Fichte wurde im Mai 1762 in Rammenau geboren und gilt als Vertreter der klassischen deutschen bürgerlichen Philosophie, die in ihren progressiven Details eine Quelle der marxistischen Philosophie ist. Durch seine „Reden an die deutsche Nation“ (1807/08) in Berlin rief er zum Sturz der napoleonischen Fremdherrschaft auf. Er starb am 29.01.1814 in Berlin. Fichte zählt mit zu den bedeutendsten Vertretern der Spätaufklärung, obwohl er den subjektiven Idealismus vertrat und seine „Reden“ nationalistische Züge hatten. Im Fichte-Museum, das jetzt nicht mehr existiert, wurde sein progressives Erbe bewahrt. Begraben wurde er auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin.

Blick über die Stolpener Burg in die weite Landschaft

Die majestätische Burg Stolpen in Stolpen ist eine der ältesten und größten Burganlagen der Region. Die Geschichte der Burg ist eng mit der berühmten Gräfin Cosel verbunden, die hier 49 Jahre lang gefangen gehalten wurde. Die Burganlage bietet mit ihren imposanten Türmen, Kapellen und düsteren Kasematten einen faszinierenden Einblick in das Leben vergangener Zeiten. Besonders beeindruckend ist der tiefste Brunnen Europas, der einst der Wasserversorgung der Burg diente. Nach der Burgbesichtigung lohnt sich ein Bummel durch die malerische Altstadt von Stolpen mit ihren kopfsteingepflasterten Gassen und gut erhaltenen Fachwerkhäusern. Von der Burg bietet sich ein atemberaubender Blick auf die umliegende Landschaft der Oberlausitz.

Blick auf die historische Rathaustreppe (Justitia ohne Schwert)

Görlitz ist eine Stadt mit beeindruckender Architektur aus verschiedenen Epochen, von der Gotik über Renaissance bis Jugendstil. In der DDR war die Stadt auch für moderne Industriezweige wie Textilindustrie, Waggon- und Maschinenbau bekannt. Die historische Bausubstanz der Stadt blieb im Weltkrieg unzerstört und kann bei einem Stadtrundgang bewundert werden. Die Altstadtbrücke über die Neiße ermöglicht den Besuch des polnischen Stadtteils Zgorzelec und ist ein Symbol für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit. In der polnischen Nachbarstadt wurde 1950 der Staatsvertrag über die Anerkennung der Oder-Neiße-Friedensgrenze unterzeichnet und damit ein Schlussstrich unter die verhängnisvolle deutsche Raub- und Ausrottungspolitik im Faschismus.

ehem. Gasthaus "Goldener Löwe" mit Gedenktafel

Die Jahre der Weimarer Republik waren auch in Görlitz durch heftige politische Klassenauseinandersetzungen gekennzeichnet. Im März 1919 wurde in der Gaststätte „Pilgerschenke“ eine KPD-Ortsgruppe gegründet, die sich Ende 1920 mit dem linken Flügel der USPD im „Goldenen Löwen“ zur Ortsorganisation der VKPD zusammenschloss. Trotz Terror und Verleumdung spielte die zahlenmäßig kleine KPD-Ortsgruppe immer eine vorwärtstreibende Rolle in den sozialen und politischen Kämpfen der Region und konnte ihren Einfluss in Großbetrieben und Arbeitervierteln erhöhen. Im Bild das noch heute bestehende Gebäude (mit einer Gedenktafel), in der die Vereinigung der fortschrittlichen Kräfte stattfand.

Das Schloss in Hoyerswerda

Hoyerswerda, als Zentrum des Braunkohlebergbaus in der Lausitz, beeindruckte mit dem Lausitzer Seenland, einer künstlichen Seenlandschaft aus ehemaligen Tagebauen. Ein Höhepunkt war der Besuch des beeindruckenden Schlosses, das ein Museum mit Kunstwerken und Möbeln aus dem 18. Jahrhundert beherbergte. Das Schloss war ursprünglich eine sorbische Wasserburg und wurde 1272 erstmals urkundlich erwähnt. Der im 17./18. Jahrhundert umgebaute dreigeschossige Renaissancebau mit Barockportal, ist innen komplett neu gestaltet. Kurz vor Ende des zweiten Weltkriegs wurde die Stadt zur Festung erklärt und erlitt schwere Zerstörungen. 1955 legte die DDR den Grundstein zur Erweiterung zur sozialistischen Stadt und gab ihr ein völlig neues Gesicht.

Eingang zum Energiepark Knappenrode

Die Energiefabrik Knappenrode ist ein faszinierendes Industriemuseum, das Einblicke in den Alltag der Bergleute und die Technik des Kohleabbaus sowie der Verarbeitung der Kohle (Briketts) gibt. Historische Maschinen, Lokomotiven und Förderbänder veranschaulichen die Geschichte der Kohleförderung in der Oberlausitz. Die Energiefabrik ist das größte Bergbaumuseum des deutschen Braunkohlenbergbaus und vermittelt die Bedeutung dieser Industrie für die Region. Die denkmalgeschützte Bausubstanz der Energiefabrik dient als imposante Kulisse und symbolisiert Aufschwung, Verlust und Hoffnung einer ganzen Region. Die Energiefabrik Knappenrode ist ein absolutes Highlight für alle, die sich für Industriegeschichte interessieren.

Radeberger Brauerei in der Stadt

Radeberg ist eine Stadt in Deutschland mit einer berühmten Brauerei, der Radeberger Brauerei, die seit Jahrhunderten hochwertige Biere braut. Die Brauerei bietet Führungen an, bei denen man den Brauprozess beobachten und das Radeberger Pilsner probieren kann. Die Stadt selbst ist malerisch und bietet historische Sehenswürdigkeiten wie das Schloss Klippenstein. Die Radeberger Brauerei ist eine der ältesten Brauereien in Deutschland und hat eine reiche Tradition. Auch den traditionellen Radeberger Likör gibt es in der historischen Altstadt.

Schloss Klippenstein

Schloss Klippenstein ist das eindrucksvollste Baudenkmal der Stadt Radeberg. Die mittelalterliche Burganlage wurde seit dem 13. Jahrhundert auf einer Felsklippe über der Röder errichtet. In den letzten Jahren wurde das Schloss aufwändig instand gesetzt. Heute ist es ein kulturelles Zentrum für die Region Radeberg und bietet eine Vielzahl von Veranstaltungen und Ausstellungen, Führungen und Vermietungsmöglichkeiten. Das Schloss beeindruckt mit seiner barocken Architektur und verschiedenen Ausstellungen.

Das Neue Schloss in Bad Muskau

Bad Muskau ist ein Kurort mit einem wunderschönen Schlosspark im englischen Stil, der von Fürst Hermann von Pückler-Muskau angelegt wurde und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Der Park erstreckt sich auf beiden Seiten der Neiße und ist ein deutsch-polnischer Park, wobei 2/3 des Parks in Polen liegen. Das Schloss Bad Muskau wurde 1945 zerstört und der Park verwüstet. Der das Schloss umgebende Fürst-Pückler-Park ist ein Meisterwerk der Landschaftsarchitektur und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Ein weiteres Highlight des Parks sind die zum Teil neu errichteten Brücken. Die grenzüberschreitende Verbindung zwischen Deutschland und Polen macht diesen Ort zu einem einzigartigen Erlebnis. Im Park befindet sich auch ein sowjetisches Ehrenmal.

Rakotzbrücke im Regen

Die Rakotzbrücke ist eine Steinbrücke im Azaleen- und Rhododendronpark von Kromlau, die im 19. Die Brücke bildet einen perfekten Kreis mit dem Wasser und wird auch Teufelsbrücke genannt, weil man glaubte, dass nur der Teufel eine solche Brücke bauen kann. Die Brücke ist ein faszinierendes Beispiel für die Architektur des 19. Jahrhunderts und bietet einen beeindruckenden Blick auf die umliegende Landschaft. Kromlau selbst ist eine malerische Stadt mit vielen historischen Sehenswürdigkeiten. Die Rakotzbrücke, die für ihre perfekte Spiegelung im Wasser bekannt ist, wird von 2018 bis 2021 umfassend saniert und restauriert, da sie stark einsturzgefährdet war.

Blick auf den Tagebau in Nochten

Der Tagebau Nochten ist der zweitgrößte Tagebau der LEAG. Die Kohleförderung hat in der Region eine große Bedeutung und Auswirkungen auf die Landschaft und die Menschen. Viele Dörfer mussten im Laufe der Geschichte dem Braunkohleabbau weichen. Der Tagebau Nochten ging 1990 vom VEB BKW Glückauf auf die LAUBAG über und wurde 2003 von der Vattenfall Europe Mining AG übernommen. Die Auswirkungen des Braunkohlenbergbaus auf Fließgewässer, Tagebaurestseen, Grundwasser, Boden und Landschaft sind erheblich. Hinzu kommen Entschädigungskosten für die Umsiedlung von Menschen. Es sollte überlegt werden, ob diese Nutzung des wertvollen Wassers zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll ist.

Blick vom Turm über die Stadt Bautzen

Bautzen ist die Hauptstadt der Oberlausitz und das kulturelle Zentrum der Sorben. Die Stadt ist bekannt für ihre malerischen Türme und bietet eine Vielzahl historischer Sehenswürdigkeiten. Die DDR hatte die schweren Kriegsschäden im Altstadtkern beseitigt und wichtige Gebäude liebevoll restauriert. Die Altstadt von Bautzen ist heute geprägt von imposanten Türmen, die eine reiche Geschichte und Kultur widerspiegeln. Besucher können den historischen Stadtkern besichtigen und sich im Senfmuseum sowie im Sorbischen Museum über sorbische Geschichte, Sprache, Kunst und Folklore informieren. Sorbische Spezialitäten wie Quarkkeulchen, Knoblauchsuppe und Bautzener Senf können probiert werden.

Die Oberlausitz ist eine Region in Deutschland, die durch ihre Vielfalt an Geschichte, Kultur und Natur beeindruckt. Es gibt zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu entdecken, darunter die beeindruckende Peterskirche in Görlitz und verschiedene Museen, die einen Einblick in die Geschichte und Kultur der Region geben. Die Oberlausitz lockt mit einer abwechslungsreichen Landschaft und wertvollen Naturräumen. Darüber hinaus bietet die Region eine Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten, sowohl drinnen als auch draußen. Es ist eine Region, die es zu entdecken lohnt und die ich jedem Reisenden empfehlen kann, der auf der Suche nach abwechslungsreichen Angeboten ist.

(c) Michael Fuchs, Juli 2023